In Deutschland sind etwa 263.000 Menschen wohnungslos
Rund 263.000 Menschen haben in Deutschland kein festes Obdach. Das geht aus dem ersten Wohnungslosenbericht hervor, den die Bundesregierung am Donnerstag vorlegte. Darin unterscheidet sie drei Gruppen von Wohnungslosen: Menschen, die in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht sind, verdeckt wohnungslose Menschen - die etwa bei Freunden oder Bekannten unterkommen - sowie Menschen auf der Straße und in Behelfsunterkünften.
Stand Ende Januar und Anfang Februar dieses Jahres waren der ersten Gruppe rund 178.000 Menschen zuzuordnen, der zweiten Gruppe gut 49.000 Menschen und der dritten gut 37.000 Menschen. Werden mögliche Doppelerfassungen sowie Minderjährige berücksichtigt, die mit ihren Eltern zusammenleben, ergibt sich schließlich die Zahl von rund 262.600 Wohnungslosen - wobei der Bericht wegen der schwierigen Erfassung der Menschen keinen Anspruch auf eine Gesamtschau erhebt.
Knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Wohnungslosen sind männlich, gut ein Drittel (35 Prozent) weiblich und zwei Prozent divers oder es lagen keine Angaben vor. Wohnungslose Menschen ohne Unterkunft sind mit im Schnitt 44 Jahren deutlich älter als untergebrachte oder verdeckt Wohnungslose mit 32 beziehungsweise 35 Jahren.
Auch Daten zur Staatsangehörigkeit legte die Regierung vor: Demnach haben zwei Drittel der Wohnungslosen ohne Unterkunft und drei Viertel der verdeckt Wohnungslosen die deutsche Staatsangehörigkeit, alle anderen sind ausländischer Herkunft oder werden als Staatenlose eingestuft. Bei den untergebrachten Wohnungslosen haben nur 31 Prozent eine deutsche Staatsangehörigkeit. Das liegt daran, dass zum Teil auch Menschen in Flüchtlingsunterkünften dazugezählt werden, wenn sie dort mangels Wohnraum länger leben.
Geprägt ist das Leben ohne festes Obdach auch von vielen gesundheitlichen Problemen. Der Erhebung zufolge geben mehr als 31 Prozent der verdeckt Wohnungslosen ihren Gesundheitszustand mit "weniger gut" oder "schlecht" an, bei den Wohnungslosen ohne Unterkunft sind es 40 Prozent. Unter allen Befragten gibt mehr als die Hälfte an, an einer langfristigen Erkrankung oder Behinderung zu leiden, ein Viertel ist suchtkrank - bei denjenigen ohne Unterkunft sind es sogar 35 Prozent.
Ziel der Regierung ist es, Wohnungslosigkeit zu bekämpfen und bis 2030 ganz zu beseitigen. Mit dem Bericht lege die Regierung nun einen "gesamtdeutschen Überblick" über die Situation der Betroffenen vor, erklärte Bauministerin Klara Geywitz (SPD). "Gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren wird die Bundesregierung daher im kommenden Jahr einen Nationalen Aktionsplan Wohnungslosigkeit erarbeiten und verabschieden", fuhr sie fort. 2024 soll ein zweiter Bericht vorgelegt werden.
Der Bericht wurde auf Grundlage des Wohnungslosenberichterstattungsgesetzes erstellt, das Anfang 2020 in Kraft getreten war. Damit wurde auch eine amtliche Statistik für Wohnungslose eingeführt, die von Kommunen oder freien Trägern untergebracht werden.
(F.Moulin--LPdF)